„Wer sucht, der findet.“ Das Zitat aus der Bergpredigt wird gerne genutzt, wenn der Suchende erfolgreich war und stolz sein Ergebnis präsentiert. Für viele Menschen ist das Auffinden für sie relevanter Informationen erschwert – sie haben Schwierigkeiten, zusammenhängende Texte sinnentnehmend zu lesen. Ihre Suche liefert ihnen nicht unbedingt das bestmögliche Ergebnis. Eine digitale Welt im Informationszeitalter und die Google Suchalgorithmen sind noch kein Garant für eine hochwertige Information. Zu viele Variablen beeinflussen Suchprozesse, Aufbereitung und Auffindbarkeit von Information. Die Vertrauenswürdigkeit der bereitstellenden Quelle, die Suchmethode und damit verbundene Hilfsmittel (z.B. Suchmaschinen) und nicht zuletzt der Mensch, welcher sein Wissen und seine Denkweise in die Suche einbringt.
Für Menschen mit Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben ergeben sich aus diesen Umständen große Hürden bei der Suche nach Hilfsangeboten. Mitunter wissen sie nicht genau, wonach sie suchen.
Zentraler Erfolgsfaktor der Alpha-Dekade ist der Ausbau von Grundbildungsangeboten, welche die Adressaten auch wahrnehmen. Dazu muss die Zielgruppe im ersten Schritt erreicht und im zweiten aktiviert werden.
Der Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V. (BVAG) vermittelt seit über 25 Jahren am ALFA-Telefon bundesweit in Kursangebote und berät zu digitalen Lernangeboten. Seit einiger Zeit sind auch die Angebote von Mehrgenerationenhäusern im Vermittlungsportfolio vertreten.
Das BVAG Projekt ALFA-Media stellt die bundesweit vorhandenen Lern- Hilfs- und Unterstützungsangebote webbasiert in Form einer Datenbank zur Verfügung. Die Ausgabe der Daten erfolgt über eine Geführte Suche. Diese wird Adressatenspezifisch konzipiert, so dass auch Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten die Geführte Suche nutzen und für sie geeignete Angebote finden können. Das Vorhaben flankiert die Serviceleistungen des ALFA-Telefons und schafft Möglichkeiten für Menschen, die aus verschiedensten Gründen eine telefonische Beratung nicht wahrnehmen können oder wollen.
Zielgruppen für die Geführte Suche sind Menschen mit geringen Schriftsprachkenntnissen auf α-Level 3 sowie α-Level übergreifend das lebensweltliche Umfeld betroffener Menschen. Gleich zu Beginn der Geführten Suche werden diese Gruppen via Filterfrage voneinander getrennt und im weiteren Verlauf zielgruppengerecht angesprochen.
Das gesamte Interaktionsdesign der Suche wird speziell für die anvisierten Zielgruppen konzipiert. Die benutzerzentrierte Gestaltung stellt einerseits die zielgruppengerechte Nutzbarkeit sicher, wirkt darüber hinaus aber auch motivierend, um so Abbrüche in der Nutzung zu verhindern.
Daten spielen bei diesem Vorhaben eine große Rolle. Bereits in der Konzeption gilt es, die Zielgruppe Menschen auf α-Level 3 genauer zu betrachten. Erkenntnisse über die Fähigkeiten, Limitierungen und technische Ausstattung der Zielgruppe sind die Basis für ein funktionierendes Interaktionsdesign der Geführten Suche. Die Daten aus den aktuellen Veröffentlichungen zur leo. Studie 2018 liefern grundlegende Erkenntnisse zu digitalen Praktiken. Zum Beispiel zur Nutzung internetfähiger Geräte. Mit Hilfe des REACH-Projektes der Stiftung Lesen, konnte das Projekt ALFA-Media für die grundlegende Konzeption der Geführten Suche deutlich ausdifferenziertere Daten erhalten.
Basis für diese Informationen zur Mediennutzung war der Datensatz der Allensbacher Werbeträger Analyse 2020. Zunächst wurden Bedingungen aufgestellt, die in Kombination einen Menschen auf α-Level 3 beschreiben könnten. Diese Annahmen zu sechs Variablen basieren auf dem Wissen, welches aus den leo. Studien bekannt ist und der fachlichen Expertise der Mitarbeitenden von REACH und ALFA-Media.
- Schulabschluss: Hauptschulabschluss, ohne Abschluss
- Ausbildung: Lehre (abgeschlossen)
- Haushaltseinkommen: max. 2.500€
- Berufstätigkeit: nicht in Ausbildung
- Berufsfeld: keine Beamten, keine Selbstständigen
- Alter: zwischen 20 und 59 Jahre alt
Um zu prüfen, ob die Zusammenführung dieser Annahmen Menschen auf α-Level 3 tatsächlich beschreiben kann, wurde betrachtet, wie ausgeprägt das Bücherlesen bei der definierten Zielgruppe ist und dieser Wert mit dem der durchschnittlichen Bevölkerung innerhalb der definierten Altersspanne (20-59 Jahre) verglichen.
75 % der definierten Zielgruppe lesen selten oder nie Bücher. Im Altersschnitt sind es 57%.
12 % der Zielgruppe lesen täglich oder mehrmals in der Woche. Hier erreicht der Altersschnitt einen Wert von 27 %.
Es lässt sich anhand der signifikanten Unterschiede annehmen, dass die Bedingungen eine leseferne Gruppe beschreiben. Davon ausgehend, dass diese Zielgruppe eine starke Schnittmenge mit Menschen auf α-Level 3 hat, können weitere Daten aus der Allensbacher Werbeträger Analyse 2020 gezogen werden. So konnten in Folge Informationen zu verschiedenen Fragestellungen gewonnen werden. Diese bezogen sich auf die generelle Computer-, Tablet- und Smartphone-Nutzung, die Situation der Nutzung (privat/beruflich), Felder der Internetnutzung (wozu wird genutzt?) und spezifischer Informationen zum Internet als Informationsquelle. Die ausgespielten Daten konnten z.B. nach Alter, Geschlecht oder der Muttersprache weiter ausdifferenziert werden.
Für die Grundkonzeption der Geführten Suche im Projekt ALFA- Media haben sich die Informationen als sehr wertvoll erwiesen. Sie stützen viele grundsätzliche Annahmen und widerlegen andere Gedankengänge. So ergibt sich eine stimmige Basis für die weitere Ausgestaltung des Vorhabens.
Final wird auch die Bewerbung des Angebotes, z.B. über Soziale Medien, zielgruppengerecht erfolgen. Auch in diesem wichtigen Schritt hin zum Erfolg der Geführten Suche, werden Daten zukünftig eine zentrale Rolle spielen. Hier setzen wir perspektivisch auf die Kooperation mit dem Projekt REACH, um die getroffenen Hypothesen im Projekt ALFA-Media datenanalytisch zu untermauern.